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Ihre auflagenstärkste Zeitung in OWL im Internet POLITIK                        10.05. 2003
Sauna bringt Politiker ins Schwitzen

 

Streit um bis zu 20.000 Euro teure Schwitzkabine aus Delbrück für die Abgeordneten des Bundestages

Berlin (ch). Plötzlich und unerwartet ist der Unternehmer Dirk Koll aus Delbrück (Kreis Paderborn) in die Berliner Mühlen aus Politik und Medien geraten. Eigentlich wollte der Sauna-Bauer nur die Schwitzkabine für die im neuen Bundestagshaus geplante Sauna-Anlage liefern.

Doch seit Bild am Sonntag und ein Fernsehsender den Wellness-Bereich im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Berliner Regierungsviertel als "Luxus-Sauna" bezeichnet haben, muss Koll manch Presseanfrage beantworten.

Zuerst war der Delbrücker Unternehmer nur froh über den Auftrag, eine 20-Personen-Sauna in dem Bundestagsgebäude einzubauen. Zwischen 15.000 und 20.000 Euro wird das gute Stück kosten. "Nach fast zweijährigen Verhandlungen", so vermeldete Dirk Koll stolz, "bekam das Unternehmen den heiß umkämpften und sehr begehrten Auftrag." Jetzt wundert er sich über die Aufregung um diese "ganz normale Standard-Sauna", wie er sagt.

Hintergrund: Die Boulevardpresse schimpft seit dem Wochenende, dass sich die Abgeordneten - natürlich auf Kosten der Steuerzahler - eine Edelsauna errichten lassen, während das Volk den Gürtel enger schnallen muss - siehe Sozialreformen.

Wellness-Bereich war schon in Bonn vorgesehen

Der Bund der Steuerzahler, selbsternannter Hüter der Staatsgelder, meldet sich prompt zu Wort: "Das ist anmaßend", sagt Günter Brinker. Schon sagen erste Abgeordnete, wie die Grüne Franziska Eichstädt-Bohlig schuldbewusst: "Ich halte eine Sauna nicht für sinnvoll, man sollte sie wieder rausnehmen."

Mag ja sein, dass sie selbst nie in einer Sauna saß und deren Wohltat nicht kennt. Dabei ist der 530 Quadratmeter große Wellness-Bereich mit Sporträumen, Duschen und Sauna schon für Schürmann-Bau in Bonn geplant worden. Bedingt durch den Regierungsumzug soll alles nun in Berlin eingebaut werden.

Von Luxus-Sauna könne keine Rede sein, versichert Dirk Koll, es handele sich um eine ganz normale Ausstattung. In einer Zeit, in der selbst Kindergärten vereinzelt schon Saunen hätten, sei es nicht überflüssige Verschwendung, in einem Bundestagsneubau einen Wellness-Bereich einzuplanen. Er habe auch schon an Nobel-Hotels geliefert. Da sähen die Schwitzkabinen ganz anders aus. Auch für viele Unternehmen sei es inzwischen normal, dass sie für ihre Mitarbeiter eine Sauna einrichten. Immerhin sei der Effekt für die Gesundheit nicht von der Hand zu weisen.

 
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