Streit um bis zu 20.000 Euro teure Schwitzkabine aus Delbrück für die
Abgeordneten des Bundestages
Berlin (ch). Plötzlich und unerwartet ist der Unternehmer Dirk Koll
aus Delbrück (Kreis Paderborn) in die Berliner Mühlen aus Politik und
Medien geraten. Eigentlich wollte der Sauna-Bauer nur die
Schwitzkabine für die im neuen Bundestagshaus geplante Sauna-Anlage
liefern.
Doch seit Bild am Sonntag und ein
Fernsehsender den Wellness-Bereich im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im
Berliner Regierungsviertel als "Luxus-Sauna" bezeichnet haben, muss
Koll manch Presseanfrage beantworten.
Zuerst war der Delbrücker Unternehmer
nur froh über den Auftrag, eine 20-Personen-Sauna in dem
Bundestagsgebäude einzubauen. Zwischen 15.000 und 20.000 Euro wird das
gute Stück kosten. "Nach fast zweijährigen Verhandlungen", so
vermeldete Dirk Koll stolz, "bekam das Unternehmen den heiß umkämpften
und sehr begehrten Auftrag." Jetzt wundert er sich über die Aufregung
um diese "ganz normale Standard-Sauna", wie er sagt.
Hintergrund: Die Boulevardpresse
schimpft seit dem Wochenende, dass sich die Abgeordneten - natürlich
auf Kosten der Steuerzahler - eine Edelsauna errichten lassen, während
das Volk den Gürtel enger schnallen muss - siehe Sozialreformen.
Wellness-Bereich war schon in Bonn
vorgesehen
Der Bund der Steuerzahler,
selbsternannter Hüter der Staatsgelder, meldet sich prompt zu Wort:
"Das ist anmaßend", sagt Günter Brinker. Schon sagen erste
Abgeordnete, wie die Grüne Franziska Eichstädt-Bohlig schuldbewusst:
"Ich halte eine Sauna nicht für sinnvoll, man sollte sie wieder
rausnehmen."
Mag ja sein, dass sie selbst nie in
einer Sauna saß und deren Wohltat nicht kennt. Dabei ist der 530
Quadratmeter große Wellness-Bereich mit Sporträumen, Duschen und Sauna
schon für Schürmann-Bau in Bonn geplant worden. Bedingt durch den
Regierungsumzug soll alles nun in Berlin eingebaut werden.
Von Luxus-Sauna könne keine Rede sein,
versichert Dirk Koll, es handele sich um eine ganz normale
Ausstattung. In einer Zeit, in der selbst Kindergärten vereinzelt
schon Saunen hätten, sei es nicht überflüssige Verschwendung, in einem
Bundestagsneubau einen Wellness-Bereich einzuplanen. Er habe auch
schon an Nobel-Hotels geliefert. Da sähen die Schwitzkabinen ganz
anders aus. Auch für viele Unternehmen sei es inzwischen normal, dass
sie für ihre Mitarbeiter eine Sauna einrichten. Immerhin sei der
Effekt für die Gesundheit nicht von der Hand zu weisen. |